Betriebsschließungen vermeiden und neue Perspektiven schaffen – ein Blick nach Frankreich

 

Die Standortverlagerung (Offshoring) mittelständischer und großer Produktionsstätten ins oft ost-europäische Ausland ist häufig Bestandteil langfristig angelegter Strategieentscheidungen. Doch nicht nur die Möglichkeiten, die sich durch den neuen Standort ergeben, sondern auch die Chancen eines systematisch erarbeiteten Nachnutzungskonzeptes, durch das im besten Fall alle Arbeitsplätze erhalten bleiben, müssen betrachtet werden. In Frankreich ist ein Unternehmen dazu verpflichtet nachzuweisen, dass in alternative Lösungsansätze wie beispielsweise eine strategische Investorensuche investiert wird, in Deutschland hingegen ist das nicht zwingend der Fall. Sollte das vielleicht geändert werden?

Hintergründe für Standortentscheidungen
Die Hintergründe einer Verlagerung ins Ausland sind vielschichtig. Neben Kostendruck und Produktionsengpässen, können auch die Nähe zu bestehenden Kunden und Knowhow bzw. die Expansion und Gewinnung neuer Kunden oder Märkte ein entscheidender Faktor für solch eine strategische Entscheidung sein. Neben betriebswirtschaftlichen und technisch-logistischen Motiven, können auch steuerliche Aspekte ein mögliches Kriterium für die Verlagerung sein.

Die Eröffnung eines neuen Standortes im Ausland ist ohnehin schon ein hochkomplexes Vorhaben und eine nachhaltig erfolgreiche Verlagerung ist von zahlreichen internen und externen Faktoren abhängig. Bevor eine systematische Herangehensweise für die Eröffnung des neuen Standortes bestimmt wird, sollte es auch einen Fahrplan für die richtige Exit-Strategie geben.

Warum ist ein Nachnutzungskonzept wichtig?
Obwohl die Entscheidung einer Verlagerung aus unternehmerischer Sicht mittel- und langfristig die richtige Entscheidung sein mag, so hat das Management auch eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Verlagerungen ins Ausland schüren nicht nur bei der Belegschaft Existenzängste, sie stellen auch die jeweiligen Kommunen und Regionen vor neue Herausforderungen. Der resultierende Widerstand der verschiedenen Interessengruppen kann weitreichende Negativfolgen für das Unternehmen haben.

Ein pro-aktiver Ansatz zur Revitalisierung des alten Standortes seitens des Managements, hat nicht nur Vorteile für das Unternehmensimage innerhalb und außerhalb des Konzerns, sondern ist auch ein klares Angebot an den Betriebsrat und die Lokalpolitik die bevorstehende Aufgabe gemeinsam zu bewältigen. Vor Allem eine strategische Investorensuche, durch die im Idealfall alle Mitarbeiter sowie Werk und Inventar übernommen werden, kann zum einen die hohen Schließungskosten seitens des Unternehmens verringern und zum anderen den Mitarbeitern und der Kommune neue Perspektiven aufzeigen.

Sollte es Pflicht sein Nachnutzungskonzepte zu entwickeln?
Frankreich wird aufgrund von Reformen wie der Abschaffung der Vermögenssteuer sowie der Senkung der Kapitalertrags- und Unternehmenssteuer als Unternehmensstandort zwar wieder interessanter, nichtsdestotrotz wird es auch in Zukunft Regionen und Beschäftigte geben, die von einer bevorstehenden Werksverlagerung betroffen sind. Genau diese Unternehmen sind auch dazu verpflichtet sich intensiv um eine mögliche Nachnutzung des Standortes zu bemühen.

Französische Unternehmen haben die Vorteile einer solchen „Revitalisierung“ des alten Standortes erkannt und sehen dies nicht nur als Verpflichtung an. Auch bei Standortschließungen französischer Firmen außerhalb Frankreichs werden Nachnutzungskonzepte „freiwillig“ in Auftrag gegeben. Die Vorteile durch einen Kostensenkungsbeitrag sowie das Verlangen das Unternehmensimage und die Unternehmensmarke zu schützen, spielen dabei eine übergeordnete Rolle. Davon profitieren auch die Kommune und vor allem die Mitarbeiter.

Fazit
Die Vorteile eines Nachnutzungskonzeptes für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Kommune liegen auf der Hand. Zwar kann vor allem bei einer strategischen Investorensuche keine Erfolgsgarantie für die Weiterbeschäftigung aller Mitarbeiter gegeben werden, doch sendet das Management durch einen pro-aktiven und freiwilligen Einsatz eine starke Botschaft an alle Interessensgruppen.

Lisa Niebler-Sparwasser

Senior Consultant