Von Andreas Paulicks, Senior Partner
02. 09. 2020
COVID-19 ist vermutlich die größte globale Herausforderung der letzten Jahrzehnte. Wir wissen nicht, wie lange die Pandemie dauern wird und wie hart sie uns letztlich getroffen haben wird. Aber sie wird irgendwann enden – wie jede Krise. Und wie jede Krise hat sie auch etwas von einem Waldbrand: Aus dem Tragischen entsteht der Boden für Neues. Ist es möglich, dass sich Wirtschaftsförderer jetzt bereits auf das Neue vorbereiten?
Jede Krise hat uns eines gelehrt: Organisationen, die sich schneller an die neuen Umstände und den ersten Aufschwung anpassen, werden gestärkt daraus hervorgehen. Institutionen, die die Gelegenheit nutzen, um sich neu aufzustellen, die absehbare Entwicklungen früh ins Kalkül ziehen, werden erfolgreicher sein. Organisationen, die das neue Umfeld schneller für sich zu nutzen wissen, können ihre Wettbewerbsposition nachhaltig verbessern.
Was bedeutet das für die Wirtschaftsförderung und Investitionspromotion? Wie können wir uns anpassen, wenn wir nicht genau wissen wie die post-pandemische Phase aussehen wird und welchen Spielraum unsere Organisation haben wird?
Eines ist sicher: COVID-19 wird die Wirtschaftsförderung und das Ansiedlungsmarketing gravierend verändern. Es ist unmöglich, alle Veränderungen vorauszusagen und ich bin weit davon entfernt, dies zu behaupten. Aber es können bereits erste Schlussfolgerungen gezogen werden, die Wirtschaftsförderern dabei helfen, sich bereits jetzt auf "die Welt nach der Krise" einzustellen:
1.
Die Bestandspflege muss sich auf einen gravierend veränderten Bedarf einstellen:Die Unterstützung der lokalen Wirtschaft wird an Bedeutung gewinnen. Bestandspflege wird noch mehr zum Schwerpunkt für viele Wirtschaftsförderer werden, denn die wirtschaftlichen Effekte der Krise werden immens sein – größtenteils negativ, aber auch positiv. Ebenso wird sich die Bedarfsstruktur stark verschieben: es werden mehr Unternehmen in existenziellen Schwierigkeiten sein (Bedarf für Rettungsmaßnahmen), Firmen und ganze Sektoren werden verschwinden (Revitalisierungsbedarf) und einige Firmen werden ihr Geschäftsmodell radikal umstrukturieren müssen, um resilienter zu werden (Restrukturierungsbedarf). Aber es wird auch Gewinner geben: Unternehmen, deren Geschäftsmodelle von der Pandemie profitieren (Förderbedarf für Wachstumssegmente, Entwicklung aussichtsreicher Cluster, fokussierte Exportinitiativen, Auslandsmarkterschließung etc.).
2.
Anpassung der Ansiedlungsstrategie an ein grundlegend verändertes globales Investitionsverhalten: Die Strategie für die Investitionspromotion muß überdacht werden. Erstens, weil der Investionsbedarf je nach Sektor abnehmen oder zunehmen wird, von Boombranchen bis hin zu Krisensektoren. Zweitens, weil die globalen Wertschöpfungsketten unter Veränderungsdruck stehen. Sie müssen resilienter werden, was neue Investitionen bedeuten kann oder eine Rückführung von Aktivitäten an den Hauptstandort sowie andere Strategien wie Near-Shoring, Dual Sourcing, China+1 etc. Standorte, die sich früh genug darauf einstellen, können überproportional davon profitieren.
3.
Wirtschaftsförderungen müssen ihre eigene Organisation verbessern: Digitalisierung von Prozessen, neue Qualifizierungsmaßnahmen für die Teams, Anpassung an ein sich veränderndes Marketinginstrumentarium (z.B. mehr virtuelle Events, weniger Messen, neue digitale Formate und Plattformen für Match-Making und Lead Generation, Augmented Reality), Kapazitätsanpassungen gemäß der veränderten Aufgaben und Gewichtung zwischen Bestandspflege, Investment Promotion, Trade Promotion und Startup-Förderung.
PM&P unterstützt Organisationen für Wirtschaftsförderung, Exportförderung und Ansiedlungsmarketing dabei, sich auf disruptive Veränderungen schneller und besser einzustellen, indem wir mit unseren Klienten Schlüsselfragen stellen und gemeinsam nach verlässlichen Antworten suchen:
Schlüsselfragen für die Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung (Beispiele)